Hallo, ich bin Sebastian. Bester Sommelier 2021; gutes Tasting-Gedächtnis; der Österreicher in Köln; Wein ist politisch; am liebsten gemeinsam
Mit gutem Tasting-Gedächtnis zum Sieger
Er kann entspannt und zufrieden auf seine Wettbewerbszeit zurückblicken. Sebastian ist bei seinem ersten Versuch Sieger der Sommelier Trophy 2021 geworden, wurde ebenfalls im Handumdrehen Erstplatzierter als „Deutschlands bester Jungsommelier“ Chaîne de Rôtisseurs 2018 und belegte daraufhin den 4. Platz beim internationalen „Concours des Jeunes Sommeliers“. Sebastian: „Meine Wettbewerbszeit ist vorbei. Ich habe den Wettkampf und das Miteifern immer gemocht, aber Wettbewerbe haben jetzt, im Jahr 2024, persönlich keine große Relevanz mehr für mich. Andere sagen mir dann: ‚Du hast ja auch gut reden. Schließlich hast Du zwei von drei teilgenommenen Wettbewerben gewonnen.‘ Na ja, stimmt schon.“ Vor allem sein Tasting-Gedächtnis habe ihn so erfolgreich gemacht: „Ich kann mich oft nicht mehr erinnern, mit wem ich einen Wein getrunken habe. Aber ich habe den Wein noch ganz gut im Gedächtnis.“ Seiner Kompetenz bewusst, ergänzt er aber auch, dass es bei Wettbewerben ebenso auf die Tagesform ankommt: „Das Quäntchen Glück gehört schon auch dazu. Ich bin mir sicher, dass an einem anderen Tag ein anderer Finalist die Trophy gewonnen hätte.“ Sebastian arbeitet seit 2021 als Weinfachberater, Position Stabstelle, im Kölner Weinkeller. Auf seinen Trophy-Titel wurde er von den Kunden anfangs oft angesprochen, manche wollten extra deswegen von ihm beraten werden. Im Weinkeller organisiert er auch Events, leitet interne Weiterbildungen, hat das Sortiment im Blick, ist Schnittstelle zwischen Marketing und Management und arbeitet strategisch an dessen Ausrichtung mit. Bei dem Prestige-Projekt der „Cellar Selection“ ist er zum Beispiel federführend.
Hopping zwischen Heimat Österreich und Deutschland
Sebastians Vita liest sich wie ein Hopping zwischen den Nachbarländern Österreich und Deutschland. 1992 in Graz in der Steiermark geboren, entschied er sich zunächst beruflich für den Weg des Tourismusfachmanns. 2011 begann er als Commis de Rang im Zwei-Sterne-Restaurant Ikarus, Hangar-7 in Salzburg. Mit der Deutschland-Station an der Bar des Intercontinental Berchtesgaden plus Diplombarkeeper, kehrte er 2014 wieder zurück in die bergige Heimat. Diesmal als Chef de Rang ins Grazer Restaurant Stainzerbauer. Nebenbei studierte er Tourismusmanagement. Seine Bachelorarbeit schrieb er über das Thema „Personalmanagement in der Zeit der Generation Y“. Das Hotel Louis C. Jacob mit dem Zwei-Sterne-Restaurant Jacobs zog ihn in seiner Laufbahn am längsten in den Bann: 2015 als F&B Operations Trainee begonnen, wurde er von April 2016 bis April 2018 Sommelier, und fließend danach stellvertretender und bis Herbst 2019 Chef Sommelier. „Torsten Junker, mein Mentor im Jacobs und Deutschlands Bester Sommeliers 2015, zeigte mir alles, um in der Welt der Weine zu bestehen.“ Für ein dreiviertel Jahr übernahm Sebastian danach die Sommelier-Position im Drei-Sterne-Restaurant Schwarzwaldstube, Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn. „Meine Freundin Anna und ich waren Angestellte, als das Hotel niederbrannte. Nach dem Brand – das war eine sehr prägende Zeit für uns.“ Das Paar ging gemeinsam nach Österreich in die „Saziani Stub´n“ vom Weingut Neumeister in Straden bei Graz. Als Duo Restaurantleitung und Sommelier bzw. Sommelière. Sebastian: „Wir hätten das Weingut samt Boutiquehotel gerne übernommen, aber das hat leider nicht geklappt.“ Zurück nach Deutschland ging es 2021 nicht wieder in die Hansestadt, sondern an den Rhein. „Hamburg ist die schönste deutsche Stadt für mich. Aber von der Mentalität her liegt mir das Rheinische mehr. Wobei ich die Zeit in Hamburg niemals missen möchte.“
Für mich ist Wein politisch
Seit über 10 Jahren in der Spitzengastronomie und nun im Handel tätig, versucht Sebastian „thematisch überall bewandert zu sein“, aber entwickelte ein besonderes Faible für Bordeauxweine. „Abseits von Fachwissen sind mir Themen wie Awareness, Feminismus und Gleichberechtigung wichtig. Für mich ist Wein politisch. Alles, was man macht, ist politisch. Das sollte uns immer bewusst sein. Gerade in Einkaufspositionen kann man zwischen richtigen oder weniger richtigen Positionen entscheiden.“ Ob er sich politisch bereits engagiere? „Im Moment habe ich dafür zu wenig Zeit, und mit österreichischem Pass darf ich in Deutschland kein politisches Amt bekleiden, aber in den nächsten Jahren ist das auf jeden Fall eine Option.“ Für den Bereich in/um Köln möchte er einen Stammtisch ins Leben rufen und die Region „post Covid wieder lebhafter gestalten“. Gerne auch mit einem:r Kollegen:in als Regionalsprecher-Duo. „Zu zweit kann man sich gegenseitig besser motivieren, denke ich. Generell sind alle mit neuen Ideen willkommen. Ich möchte ein Miteinander, ein gemeinschaftliches Vorangehen und wünsche mir auch Feedback. Jeder kann etwas, jeder tut etwas. Ich bin ein großer Freund von slow and steady.“ Veranstaltungen plant er vorerst nur in Köln, aber vielleicht findet sich ein:e Partner:in zur Bildung eines Duos?“
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