

Sommelier-Trophy 2019
Maximilian Wilm gewinnt die Trophy der Sommelier-Union und ist nun Bester Sommelier Deutschlands
Am Ende eines langen Tages reckt Maximilian Wilm glücklich seine Siegertrophäe in den goldenen Konfettiregen, der auf die Bühne des Saalbaus in Neustadt niedergeht. Der 31-jährige aus dem Kinfelts Kitchen & Wine in Hamburg setze sich knapp gegen seine Kollegen Julian Schweighart aus dem Fontenay in Hamburg und den drittplatzierten Marco Gulino aus Landau durch.
Am Ende siegte die Erfahrung. Frank Kämmer, der charmant durch die Veranstaltung führte, hatte auf der Bühne den direktesten Blick auf die Kandidaten. „Jeder konnte sehen, dass Maximilian der erfahrenste ist“, sagt der Master-Sommelier. „Aber auch er hat kleine Fehler gemacht. So hatte ich zum Beispiel Angst, dass ihm beim Dekantieren und Servieren des Rotweins die Zeit ausgeht.“ In der Tat war es ein äußerst knappes Finale, jeder der drei Kandidaten zeigte auf der Bühne bei den unterschiedlichen Aufgaben Stärken und Schwächen. So galt es etwa einen Apéro-Service mit anspruchsvollen Gästen zu meistern, Sake in schwarzen Gläsern blind zu identifizieren oder ein fehlerhaftes Weinangebot zu korrigieren.
Vielleicht war Wilms größte Stärke, erreicht durch seine Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben, dass er auf der Bühne nicht mehr groß über das nachdenken musste, was er da tat. „Ich war einfach im Flow, fokussiert und konzentriert“, sagt er. Aber sein Sieg war nicht nur der Erfahrung geschuldet. Hinter Wilm liegen mehrere Monate harter Arbeit.

„Ich bin am liebsten früh in den Laden gefahren und habe dort drei, vier Stunden gelernt, bevor der Dienst losging“, sagt Wilm. „Dazu habe ich viel mit den Kollegen in Hamburg gesprochen und trainiert: Torsten Junker, Stefanie Hehn oder Julian Schweighart. Mein Chef im Kinfelts hat mir oft – auch nach Feierabend – noch Flights eingeschenkt.“ Wilm hatte sich selbst kritisch analysiert, seine Schwächen erkannt und gezielt an diesen gearbeitet. Blind Tasting, Spirituosen und Theorie bereiteten ihm deshalb weniger Schwierigkeiten als in der Vergangenheit.
„Maximilian war schon so etwas wie der Favorit“, sagt Peer F. Holm, Präsident der Sommelier-Union. „Er war vor zwei Jahren zweiter hinter Marc Almert und hat dieses Jahr den Wosa-Cup gewonnen. Aber gewinnt immer der Favorit? Bei der WM in Antwerpen haben wir gesehen, dass das nicht sein muss. Zumal die Kandidaten alle sehr eng beieinander lagen.“ Dabei war der Wettbewerb unter Holms Präsidentschaft anspruchsvoller geworden. Schwierigere und realitätsnähere Aufgaben waren ihm und seinen Kollegen aus den Reihen der Sommelier-Union wichtig. Auch der neue Veranstaltungsort, der Saalbau in Neustadt, war ein Gewinn für den Wettbewerb. Holm ist sehr zufrieden. „Wir haben hier eine tolle Location und einen irren Support von der Stadt. Was wollen wir mehr“, sagt er. Deshalb soll die nächste Trophy in zwei Jahren wieder dort stattfinden. Holm betonte zudem, wie wichtig die Unterstützung der zahlreichen Sponsoren
ist. „Ohne sie gäbe es diesen Wettbewerb nicht“, sagt er.
Holm hob auch die Bedeutung der Trophy für den Sieger hervor. „Maximilian und auch sein Betrieb bekommen eine enorme Aufmerksamkeit, er geht durch die Medien. Er hat tolle Reisen von unseren Sponsoren gewonnen und wir werden ihn jetzt ganz gezielt auf die Europameisterschaft in einem Jahr auf Zypern vorbereiten.“ Und das will etwas heißen. Schließlich haben er und Frank Kämmer Marc Almert zum Weltmeistertitel gecoacht.
Almert hatte nach seinem Titelgewinn die Seiten gewechselt und saß nun mit in der Jury. Ganz leicht war das für ihn nicht. „Ich kenne alle Kandidaten persönlich und fiebere mit ihnen – dabei darf ich das gar nicht“, sagt er. Ob es ihn manchmal reizt, doch noch mal an so einem Wettkampf teilzunehmen? „Oh nein“, sagt er und lacht. „So einen Sake-Flight, wie ihn die drei Finalisten hatten, brauche ich nicht nochmal.“

Almert wird ebenfalls an der Vorbereitung von Wilm beteiligt sein – zwei Weltmeistercoaches und ein Weltmeister als Trainer, das klingt vielversprechend. Aber noch liegt der Wettkampf in weiter Ferne. „Jetzt erstmal runterkommen“, sagt Wilm. „Dann kommt das Weihnachtsgeschäft und dann machen wir Urlaub. Und Ende Januar beginnt dann die Vorbereitung mit Peer, Frank und Marc. Die werden mich schon triezen. Aber bis dahin stehen meine Frau und das Restaurant im Vordergrund.“
Der Final-Tag in Bildern
- Da waren's noch sechs: Am Morgen vor dem Halbfinale losen die Kandidaten ihre Startnummer aus. (Maximilian Wilm, Kevin Kleu, Julian Schweighart, Lisa Bader und Peer F. Holm (v.l.). Nicht im Bild sind Marco Gulino und Sebastian Lübbert.)
- Während die Kandidaten über den Fragen der Theorieprüfung sitzen, geht Frank Kämmer (r.) nochmal die einzelnen Stationen durch. Hier bespricht er sich mit Christina Hilker und Aurélien Blanc, dem besten Sommelier der Schweiz 2018.
- Bei der ersten praktischen Prüfung gilt es, auf Englisch eine Weinbegleitung zu einem Menü zu entwerfen. Jeder Wein muss aus einem anderen Land kommen und es sind nur Rotweine gewünscht. Hier erklärt Julian Schweighart dem Juror Marc Almert seine Wahl.
- Lisa Bader meistert die zweite Prüfung: Erst serviert sie zwei Gästen Champagner. Dann schenkt sie in Gläser ohne Füllstrich 0,1 Liter Schaumwein ein sowie 2 cl und 4 cl Rum – sehr praxisnah.
- Was ist ein typischer Crozes-Hermitage? Kevin Kleu auf der Suche nach der Antwort. Aber damit ist die dritte Station noch nicht zu Ende…
- …danach müssen die Kandidaten unter den strengen Blicken von Torsten Junker (Bester Sommelier Deutschlands 2015, 2.v.l.) und Frank Kämmer Zigarren den richtigen Formatsnamen zuordnen. Da muss nicht nur Sebastian Lübbert etwas grübeln.
- Letzte Station: Einen gereiften Rotwein dekantieren und servieren. Eigentlich kein Problem für die Kandidaten – aber dann wollen die Juroren die Flaschen mit dem Spangenkorkenzieher geöffnet haben.
- Nachmittags geht es dann im Saalbau in Neustadt weiter. Präsident Peer F. Holm begrüßt Gäste und Sponsoren. Außerdem bedankt er sich bei allen Helfern – singend!
- Dann müssen Lisa Bader, Kevin Kleu und Sebastian Lübbert von der Bühne. Für sie war das Halbfinale die Endstation.
- Weiter geht’s für Julian Schweighart. Zunächst serviert er drei anspruchsvollen Gästern Aperitife: gewünscht werden trockener Muskateller, Gin Tonic und Bier. Und natürlich tickt dabei die Uhr.
- Anschließend wird Rotwein dekantiert und serviert. Dabei immer charmant plaudern, Speisenempfehlungen aussprechen, sich darum kümmern, dass die Dame an der Aperitif-Bar noch eben ein paar Eiswürfel in den Wein bekommt – es ist viel zu tun, hier für Marco Gulino.
- Maximilian Wilm, der Weinflüsterer, erklärt den Rotwein, den er eben vorgesetzt bekommen hat. Was für eine Rebsorte das wohl ist? Wie alt der Wein? Wo kommt er her?
- Wilm bei der dritten und letzten Station. Da kommt eine schwierige Aufgabe nach der anderen: Getränke blind erkennen, einen Rotwein beschreiben und wenn möglich erkennen, Sake aus schwarzen Gläsern verkosten und den verschiedenen Kategorien zuordnen und als letztes ein fehlerhaftes Händlerangebot korrigieren.
- Dann wird es auf der Bühne und im Saal kurz sehr ruhig…alle warten auf das Ergebnis.
- Und dann knallen die Konfetti-Kanonen für Maximilian Wilm aus dem Kinfelts Wine & Kitchen in Hamburg!
Fotografie: Ad Lumina Ralf Ziegler
Das Video des Finales
Wir bedanken uns beim Offenen Kanal Neustadt für die filmische Unterstützung!
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