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7. Sommelier-Trophy 2023

Sieger Florian Richter nahm teil, weil sein Commis Sommelier ihn dazu überredete. Zweitplatzierter Julien Alsoufi wollte mit der Bewerbung „auch als Sommelier in Deutschland ankommen“. Und die Motivation der dritten Siegerin Angelika Grundler war zu zeigen, „dass die Mutti auch noch da ist“. Unser Interview zur Sommelier-Trophy 2023: Ein Plädoyer gegen Angst vor dem Verlieren und die Scham, sich zu blamieren – für den Mut zum (wiederholten) Mitmachen und die Freude am Lernen und Weiterkommen. 


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Qualifikationsrunde – Mut zur Wiederholung 


„Egal, welches Level man hat, man sollte teilnehmen. Denn gerade am Anfang kommt es auch darauf an, wie viele sich überhaupt zum Vorentscheid angemeldet haben, welche Tagesform jeder hat und welche Fragen kommen. Man kann Glück haben“, findet Julien. Tatsächlich hat jeder der drei Sieger zum wiederholten Mal an der Sommelier-Trophy mitgemacht – und ist mal weiter, mal weniger weit gekommen.

Florian und Julien trafen sich diesmal in Köln. Florian startete zum 4. Mal; Julien zum 2. Mal. Florian verdankt einem Kollegen die Teilnahme: „Eigentlich wollte ich gar nicht mitmachen, aber unser Commis Sommelier hat mich überredet. Er würde sich nur bewerben, wenn ich mitmache, sagte er. Hat ja dann ganz gut geklappt.“ Obwohl Florian als auch Julien sich nach der Vorrunde keinesfalls sicher waren, weiterzukommen.

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Florian: „Die Wettbewerbe waren früher schon komplex, aber heute sind sie noch internationaler ausgerichtet und die Fragen sind detaillierter. Das Niveau war schon im Vorentscheid anspruchsvoll und schwierig.“ Neben Köln gab es Qualifikationsrunden in München und Hamburg. Angelika nahm Anlauf Nr. 3 in München. „Bei der ersten Teilnahme hatte ich gerade die Sommelierausbildung in der Tasche, es war ein Sprung ins kalte Wasser. Bei der zweiten Teilnahme arbeitete ich bereits im Baur au Lac, war super ambitioniert, aber erreichte nur den 7. Platz. Da war ich schon enttäuscht. Im Nachhinein denke ich, bin ich den Wettbewerb damals zu verbissen angegangen.“

Umso entspannter traf sie 2023 beim Vorentscheid in München ein: Sie war gerade Mutter geworden, hatte einen Jobwechsel hinter sich und in die Heimat Bodensee zurückgekehrt. Viel Zeit zum Vorbereiten war da nicht. „Ich dachte: ‚Die Mutti muss sich mal wieder öffentlich zeigen‘ und um mein Gewissen zu beruhigen, verkostete ich am Abend zuvor ein paar Weine.“ Sie wollte einfach einen guten Tag haben und mal wieder Kollegen treffen. Sie verließ die Vorrunde mit dem Gefühl „Das reicht nie im Leben“ und buchte für November einen USA-Trip.

Halbfinale – Zeitmanagement und Performance

Dann kam die Nachricht, dass Angelika im Halbfinale steht. „Du wirst doch jetzt Deine USA-Reise nicht canceln, fragte meine Schwester. Aber natürlich lasse ich die Reise sausen. So eine Chance nutze ich. Wenn nicht jetzt, wann dann?“, war Angelika überzeugt. 

Ihr Mann, Restaurantbesitzer und ebenfalls sehr weinaffin, stellte ihr einen 6-wöchigen Trainingsplan auf – mit Pinnwand im Wohnzimmer: Jede Woche einmal Spirituosen, jeden zweiten Tag Weine blind verkosten. Auch spät abends, beide müde, motivierte er sie. Angelika lacht: „Er war eine riesige Hilfe – und ganz schön streng mit mir.“

Das Halbfinale in Deidesheim, morgens am 20. November, bestand aus einem schriftlichen und einem praktischen Test. Beim Theorietest machte sich Florian Gedanken: „Meine Schrift kann keine Sau lesen. Man musste Druckbuchstaben schreiben und das dauert ein bisschen!“ Aber die Zeit war ausreichend. 

Angelika rechnete mit 100 Fragen in zwei Stunden – vielleicht sogar Multiple Choice? Doch Nein: Es waren 15 Fragen in 15 Minuten. Angelika: „Da gab es kein Raten. Wirklich nicht.“ Für Julien hatte das Halbfinale nochmals ein ganz anderes Niveau im Vergleich zur Vorrunde, „aber ich kam gut klar. Die Aufgaben lagen mir. “ Beim Praxistest sei es wichtig gewesen, fokussiert zu bleiben: „Was ist jetzt gefragt? Wie viel Zeit habe ich dafür? Nicht zu komplex denken, sondern aus der Routine heraus antworten. Bei viel Zeit ist Performance gefragt“, erklärt Julien.

Die Aufgaben waren: Tasting Fortified Wines und Käse; Quick Service mit einem Gemischten Satz; Pairing Empfehlung auf Englisch; sowie Gastanliegen klären. Bei der Pairing-Aufgabe wollte das Paar vegetarisch speisen, sie eine antialkoholische Empfehlung, er gerne Bier trinken. 

Angelika: „Ich habe mich sehr in die alkoholfreie Begleitung reingequatscht: Tee, Kombucha, Limonade, selbst gebrauter alkoholfreier Gin. Für das Bier hatte ich dann leider wenig Zeit. Ich spreche sehr gerne, aber war hier zu langsam. Daran muss ich arbeiten.“ 

Florian, der bereits 20xx im Finale und 20xx im Halbfinale stand, wollte diesmal unbedingt das Finale erreichen: „Ich bin nicht mit einem Sieger-Mindset in die Pfalz gefahren. Ich bin schon ehrgeizig, aber für mich hieß es: Reicht es oder reicht es nicht fürs Finale? Ich vergleiche das gerne mit Fußball. Wer weniger Fehler macht, gewinnt.“ 


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Finale – Nervosität und Glückgefühle 


Am 21. November fieberten 180 Gäste im Saalbau in Neustadt/Weinstraße mit, weitere Zuschauer bei der Live-Schalte. Von sechs Halbfinalist:innen kamen drei weiter: Florian startete – mit einer Seelenruhe und Humor. Die erste Aufgabe verwandelte die Bühne in das Gasthaus „Zur schönen Pfalz“. 

Jurymitglieder an der Bar, am runden oder Zweiertisch wünschten sich einen Aperitif, Rotweinservice für die Gruppe oder eine Weinempfehlung für Überseeweine in englischer Sprache. „Ich stehe täglich im Service und arbeite am Gast. Das fällt mir leicht, aber ich habe auch gemerkt, dass ich dadurch nicht wachsam genug bin: Wir verwenden keinen Coaster (Papierunterlage für Bier) im Kronenschlösschen. Daher habe ich es im Finale einfach übersehen und Punkte verloren.“ 

Julien stand bei einer Prüfung nie zuvor vor solch einem großen Publikum: „Klar war ich nervös. Ich habe mir in der Stunde Wartezeit vorgenommen: Bleib ruhig, konzentriert und lächele. Schließlich ist es eine Bühne. Sei nicht zu technisch und sprich nicht so schnell.“ Sein Auftritt war charmant und rhetorisch sehr gut. Sein Tipp für alle, die währenddessen merken, dass sie ein Fehler gemacht haben: „Go with the flow. Bleib nicht bei Deinem Fehler stehen. Sag: Auf! Jetzt hole ich die nächsten Punkte.“ Er sei schon ein Challenger-Typ, aber findet: „Was zählt, sind die Erfahrungen, die man bei solchen Wettbewerben gewinnt, nicht primär die Erfolge.“ 



Angelika wurde als letzte Kandidatin auf die Bühne gerufen: „Es war gut, dass ich erst spät dran war, denn ich brauchte die Zeit, um mich zu sammeln.“ Mit Mikro am Körper, das Scheinwerferlicht auf sie gerichtet, „die Jury, die so ungewöhnlich ernst ist und einen so ernst nimmt; das war schon alles sehr ungewohnt“. Die Nervosität habe sie durchaus an ihre Grenzen gebracht: „Als ich die Aufgabe mit den Überseeweinen falsch verstanden und dies registriert habe, der Moment war grauslich, aber geschämt habe ich mich nicht.“ 

Es war die einzige Aufgabe gewesen, die sie sich nicht hat wiederholen lassen. Ich dachte: „Die Leute wissen, dass das eine krasse Situation auf der Bühne ist. Keiner denkt, ich bin ein Loser.“ Richtig aufgeblüht ist sie bei der Mitarbeiterschulung zu italienischen Schaumweinen. „Das mache ich auch sonst sehr gerne“. Angelika belegte schließlich Platz 3 – „mehr habe ich auch nicht erwartet und gönne es den Jungs von Herzen“. Ihr Mann sagt jetzt: „Du bist die beste Sommelière Deutschlands.“ Stimmt. Julien belegte Platz 2: „Ich bin mit dem Resultat komplett zufrieden.“ Er habe viel tolles Feedback bekommen, das motiviere. „Viele Bekannte, die gar nichts mit Wein zu tun haben, haben die Show live verfolgt. Bis zum Schluss. Da muss der Entertainmentfaktor groß gewesen sein.“ Für ihn am wichtigsten: „Ich habe super Kontakte in Deutschland geknüpft.“ Er war bis 2022 fast ausschließlich im Ausland tätig. 



Als das Goldflitter durch die Luft schoss und Florian als Sieger ausgerufen wurde, lächelte er zurückhaltend. Kein Jubelschrei oder Luftsprung. „Ich habe mich schon sehr gefreut, aber ich zeige das nicht so offen“, erklärt er. Viele hätten ihm geschrieben: Na endlich hat es geklappt! „Aber ich habe das nicht so gesehen, dass der Sieg überfällig war.“ Für ihn ist es vielmehr eine Belohnung für die ganze Arbeit; für alles, was man bereits im Beruf geleistet hat. Dass seine Schüler – er war IHK-Dozent – auch im Publikum saßen, hat ihn besonders gefreut. Bedanken will er sich bei seiner Frau für ihre Geduld: „Man opfert ein Teil seines Privatlebens. Das muss einem klar sein“ und bei seinem Arbeitgeber, der alles mitgetragen hat. Stammgäste würden ihn nun im Restaurant ansprechen, Presse sei zum Interview gekommen. „Man verändert die Welt damit jetzt nicht groß, aber man wird schon anders wahrgenommen und kann super von unserem Beruf begeistern.“ 



Text: Sina Listmann / Fotos: Dieter Jacobi

1. Platz: Florian Richter 

– Aktuell: Maître & Headsommelier Hotel Kronenschlösschen, Hattenheim / Rheingau

- Ausbildung: Sommelier IHK, Advanced Sommelier

– Bisherige Preise: Sherry Ambassador 2020

– Insta: @florian_1987
www.florianfinewine.com 
www.kronenschloesschen.de 



2. Platz: Julien Alsoufi 
– Aktuell: Brand Manager Schlumberger Vertriebsgesellschaft, Meckenheim / Pfalz 

– Ausbildung: DipWSET, Master Sake Sommelier, Advanced Sommelier CMS, Master Sake Sommelier, SSA Sake Educator 

– Preise: DWI Sommelier-Cup 2022, WoSA Sommelier Cup Deutschland 2023 

– Insta: @Julien_Alsoufi 
www.schlumberger.de



3. Platz: Angelika Grundler 

– Aktuell: Geschäftsleiterin Landgasthof Paradies, Frickingen / Bodensee 

– Ausbildung: Sommelière IHK

– Bisherige Preise: Master of Sake-Pairing 2022, Ruinart Champagne Championne 2021, Marmite Youngster Award 2021

- Insta: @angelikagrundi 

www.landgasthof-paradies.de 


Folgende Partner / Helfer / Jury / VIP’s etc. waren dabei.
 
VIPs

Marc Weigel – Oberbürgermeister Neustadt an der Weinstraße
Charlotte Weihl – Pfälzische Weinkönigin
Hanna Spies – Pfälzische Weinprinzessin
Laura Götze – Pfälzische Weinprinzessin
 
Jury
Marc Almert – Sommelier Weltmeister 2019, Head of Jury, Beiratsmitglied und im Orga-Team Sommelier College SU
Torsten Junker – Gewinner SU Trophy 2015
Maximilian Wilm – Gewinner SU Trophy 2019
Thomas Sommer – Gewinner SU Trophy 2011 und
Co-Moderator des Abends
Aurélien Blanc – „Meilleur Sommelier de Suisse 2018“ 
Sebastian Russold – Gewinner SU Trophy 2021
 
Helfer Team
Philipp Künemund – Head of Orga-Team und Vizepräsident SU
Radka Pölking – Mitarbeiterin der Geschäftsstelle SU
Theresa Stenzel – Beirätin und Regionalsprecherin SU
Niki Restel – Beirätin und Regionalsprecherin SU
Simone Ladewig – Regionalsprecherin und Teil des Vertrauensteams SU
Annette Schwarz – u.a. auch Teil des Orga-Teams Sommelier College SU
Ferdinand v. Boeselager – Regionalsprecher SU
Shahzad Talukder – Vizepräsident SU
Katja Gießler – Mitarbeiterin Geschäftsstelle SU
Kevin Kleu
Jo Wessels
 
Restlicher anwesender Vorstand SU
Yvonne Heistermann – Präsidentin SU
Christian Frens – Vizepräsident SU
Michael Wangler – Schatzmeister SU
 
Partner & Sponsoren
Pfalz Wein e.V. – anwesend: Joseph Greilinger
Laurent Perrier – anwesend: Laura Flörchinger
Franciacorta – anwesend: Silvano Brescianini
ÖWM – anwesend: Katja Pronegg
Südtirol Wein – anwesend: Eduard Bernhard und Andreas Kofler
Spiegelau
Selters
Meininger Verlag
Cognac Frapin – anwesend: Victoria Bourguignon
Symington Family Estates – anwesend: Luís Carlos Fernandes

Sonstige
Janina Huber – Moderatorin
Dieter Jacobi – Fotograf

Steven Buttlar – Public Relations SU
Sina Listmann – Redakteurin SU

 

Partner & Sponsoren 2023

Selters 2017 Gastro_Logo_SW_100
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Seit dem Jahr 2011 tragen wir die Sommelier-Trophy aus.