Moin, ich bin Jenny Kunaschk
Von der Konditoreifachverkäuferin zur Sommelière
Der Berufseinstieg der gebürtigen Sächsin war zuckersüß. Nach der Mittleren Reife entschied sich Jenny für eine Ausbildung als Fachverkäuferin im Bereich Konditorei, arbeitete in verschiedenen Kaffeehäusern in Berlin – und auch heute backt sie noch gerne. „Ich bin dann aber ziemlich schnell in die Gastronomie hineingerutscht. Mich treibt der Wunsch zur stetigen Weiterbildung an. Und ich habe Menschen getroffen, die mich auch weiterentwickeln wollten.“ Eine Restaurant-Station in Österreich, dann Mainz, Bingen und Frankfurt/Main. Entscheidend aber war ihre Begegnung mit dem Restaurantleiter Jan Kalita vom Hotel Krone Assmannshausen in Rüdesheim. Das Vorstellungsgespräch mit dem Gang in den Weinkeller überraschte Jenny, die bis dato nicht viel mit Wein zu tun hatte. „Ich war Ende 20 und nochmals eine andere Richtung wagen? Manche entmutigten mich, was ich schade fand.“ Aber die gegenseitige Sympathie zwischen ihr und Restaurantleiter bzw. Head-Sommelier Kalita ließ sie Mut fassen. Sie begann 2007 als Commis de Sommelier, blieb dort drei schöne Jahre lang und machte zeitgleich ihren IHK-Abschluss als Sommelière 2010. Noch heute schwärmt sie vom Rheingau als „unfassbar schöne Region“, die sie an das Burgund erinnert: „Man kann die Ortschaft im Wein schmecken.“ Rüdesheim beschreibt sie als „fast magischen Ort“ mit den vier Weinanbaugebieten, die dort zusammentreffen.
Das Bauchgefühl entscheidet sich für die Hansestädte
Nach der Krone-Zeit bewirbt sie sich als Sommelière in verschiedenen Städten in Deutschland und auch in Österreich. Nach acht Vorstellungsgesprächen hofften sechs Restaurants auf ihre Zusage. Bis der F&B-Manager vom Sterne-Restaurant Buddenbrooks in Lübeck-Travemünde sie auf Anhieb gewann. „Ich bin dort raus und wusste: Das ist es! Ohne einen festen Vertrag in der Hand zu halten, habe ich alle anderen Restaurants abgesagt.“ Nie habe sie beruflich je eine Fehlentscheidung getroffen. „Ich gehe immer nach den Menschen. Wenn ich mir vorstellen kann, mit diesen Menschen zu arbeiten, dann mache ich das einfach und denke gar nicht mehr lange darüber nach. Alles andere lässt sich drumherum bauen.“ Diese Zielstrebigkeit ging soweit, dass sie in den Norden zog, ohne eine feste Bleibe zu haben. Einen Monat lebte sie im Hotel, bis ihre Chefin eine passende Wohnungs-Annonce in der Zeitung sah, Jenny darauf aufmerksam machte – und fertig. Jenny blieb vier Jahre im Buddenbrooks, erlebte die Auszeichnung vom Ein- zu Zwei-Sterne-Haus mit, wurde schließlich stellvertretende Restaurantleiterin und blieb dann weitere fünf Jahre im A-Rosa-Team, diesmal als Restaurantleiterin der „Weinwirtschaft“. Vor allem deutschen und österreichischen Weinen hat sie sich verschrieben. Auch wenn die Hansestadt als weltweiter Knotenpunkt der Schifffahrt dient, bleibt sie lieber regional: „Man muss Wein nicht durch die ganze Welt verschiffen.“ 2013 gewann Jenny den 2. Platz beim „Preis für große Gastlichkeit“ von L´Art de Vivre e.V., 2013 zudem den DWI-Cup und wurde 2018 als Traubenadler-Sommelier ausgezeichnet.
Herzliche Aura, Austausch für die „Marzipanbrote“ und knackender Kandis
Jenny verliebt sich in ein „Lübecker Marzipanbrot“, wie sie ihren Mann Marcus witzigerweise nennt, der in der IT arbeitet. Das Paar hat einen Sohn namens Hannes. Jenny arbeitete nach dem Mutterschutz Teilzeit wieder beim A-Rosa-Team, dann im Atlantic Grand Hotel oder bei Peter Pane. Nebenbei baute sie sich ihre Selbstständigkeit auf, berät Restaurants, bietet Weinkurse und Verkostungen an. Vor allem „Wein & Käse“ ist ihr Lieblingsthema, aber sie bietet auch Kurse, wie Rosé-Revue, Aromenvielfalt im Glas, Champagner oder Festtagsweine. „In Norddeutschland sind die Menschen schon erstmal zurückhaltender. Manche sind erstmal verunsichert, wenn sie mit anderen Menschen an einen großen Tisch gesetzt werden“, erzählt Jenny. Gut, dass sie eine große Stärke hat: Ihre verbindende, herzliche Aura. „Ich werde nach Weinproben oft gedrückt. Das war schon als Mädchen im Café so, dass die Leute eine herzliche Verbindung zu mir und damit auch zu anderen Gästen aufbauen konnten.“ Mit dieser Offenheit hofft sie nun, auch in Lübeck eine schöne Community aufbauen zu können. „In Lübeck habe ich meine Heimat gefunden und will den Menschen dort Wein näherbringen.“ In der Vergangenheit bildete sie 3 Sommeliers aus und ist auch „gerne weiterhin Mentorin für alle, die sich dafür interessieren“. Und ja, Tee trinkt sie natürlich auch. Ganzjährig. Im Sommer frische Kräutertees. „Ansonsten lieben wir die Schwarztee-Zeremonie mit der Ostfriesenmischung, einem sehr kräftigen Schwarztee, der aromatisch in die englische Richtung geht. Zuerst muss ein Kandis in den heißen Tee, der knackt. Dann wird der Sahnelöffel eingetaucht, sodass eine kleine Wolke entsteht.“
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