Master Sommelier 2015 – Rheingau, Südafrika, London – Vertriebsleiter, Mutmacher, Familienvater
Hello, ich bin Tobias Brauweiler!
Master Sommelier 2015 – „Du schaffst es nicht alleine!“
Jedes Jahr erreichen weltweit nur ein paar Sommeliers die höchste Auszeichnung Master Sommelier am Court of Master Sommeliers, London. In Deutschland sind es sechs Personen (Stand 2022). Wie weit man lernen muss? Tobias antwortet: „Ich mache es an einem coolen Beispiel fest. Die meisten lernen, dass Piemont in Italien ist und dass Barolo aus Nebbiolo gemacht wird. Man muss viel weitergehen: Die kleinen Villages, Orte lernen. Und die Bodentypen. Und Details, dass Nebbiolo für Barolo in einer bestimmten Höhenlage wachsen muss. So freakig muss man sein“. Er habe mit Büchern, Lexika und Lernplänen begonnen, aber schnell gemerkt: „Man muss flexibel lernen. Wenn etwas interessiert, dann tiefer ins Thema einsteigen. Sonst wird es auch zu langweilig“. Außerdem kam er an einen entscheidenen Punkt der Einsicht: „Man schafft das Pensum nicht alleine. Ich habe das erst spät entdeckt, nach meinen ersten Fehlversuchen 2013 und 2014“. Gemeinsam mit den Franzosen Arnaud Bardary und Clement Robert bildete er schließlich ein Dreier-Team: In der Hoch-Lernphase ein gemeinsamer Call, jeden Morgen. Alle Drei stellten sich gegenseitig jeweils 25 bis 30 Fragen und suchten zusammen die Antworten. Am Ende hatten sie einen Fragenkatalog mit über 6.000 Fragen erarbeitet. „Es ist viel Selbstdisziplin dabei, der unbedingte Wille, es zu schaffen. Und die Neugierde: Wer ist da draußen im Sommelier-Kosmos und macht es sehr gut, besser als man selbst? Da muss man genauer hinschauen, sich Ideen und Inspiration holen!“
Vom Rheingau nach Südafrika nach London ins Badische
Tobias, gebürtig aus Dortmund, begann seinen Weg klassisch in der Gastronomie: „Prägend war meine Anfangszeit im Kempinski Gravenbruch in Frankfurt. Dort habe ich meine erste Weinkarte übernommen.“ Er suchte die Nähe zu den Winzern und fuhr jeden freien Tag in den Rheingau. „Der Rheingau liegt mir immer noch sehr am Herzen.“ Weintechnisch lernte er dort viel bei einem Praktikum im Weingut Hans Lang. Es ging weiter nach München ins Kempinski Vier Jahreszeiten, begleitete dort einen Design-Relaunch mit und gestaltete den Weinkeller neu. „Mit gebrochenem Schul-Englisch ging ich nach Südafrika“. Er wurde 2008 Head Sommelier im Bosman’s Restaurant, Grande Roche Hotel (Relais & Chateaux), Paarl. Insgesamt blieb Tobias 3,5 Jahre in Südafrika, fuhr so oft es ging durch das Weinbaugebiet und besuchte Winzer. Aus seinem Schul-Englisch wurde fließendes Englisch. Der nächste Sprung: „Ich wollte Internationalität und es gab damals nur drei Städte, die das Gesamtpaket für einen Sommelier hatten: Singapur, New York oder London“. Entscheidung 2010 für London. Sechs Jahre war er für das Unternehmen Hakkasan tätig. Er fing als Chefsommelier bei Hakkasan an; wurde dann 2016 Geschäftsführer bei einem japanischen Restaurant, das zur Unternehmensgruppe gehört; stieg weiter auf und übernahm Verantwortung in unterschiedlichen Restaurants: Budgetplanungen, Umsatz- und Gewinnmaximierung, Personalführung, Gründung Onlinehandel etc. Am Schluss war Tobias Gruppen-Chef-Sommelier, verantwortlich für 20 Sommeliers und die Gestaltung der Weinkarten von fünf Restaurants in London. „Ich war sehr glücklich in London, hatte ein tolles Team, gab den besten Weinen der Welt eine Bühne – und dann kam der Brexit-Entschluss 2016 und schließlich Covid.“ Was tun, fragten sich Tobias und seine Frau, mittlerweile Eltern zweier Kinder. Sie entschlossen sich, 2020 zurück nach Deutschland zu gehen.
Vertriebsleiter, Mutmacher, Familienvater
Für die beiden Unternehmen Alpina Wein und Lobenberg B2B war Tobias im Außendienst Bereich Baden-Württemberg unterwegs. „Die Arbeit im Vertrieb ist natürlich ganz anders als im Restaurant. Der BWL-Aspekt rückt in den Vordergrund. Und auf einmal ist man das Gesicht der Firma. Das verlangt viel Diplomatie und Fingerspitzengefühl.“ Im Februar 2022 wurde Tobias Vertriebsleiter bei Alpina. „Als Sommelier kenne ich den Wert der feinen und gereiften Weine und kann mit den Winzern, Gastronomen und Händlern auf Augenhöhe kommunizieren. Wir Sommeliers geben den Weinen eine Bühne.“ Um sein eigenes Netzwerk auszubauen und auch sein internationales Wissen weiterzugeben, ist Tobias ab 2022 neuer Regionalssprecher der SU Südwest. Diese Region zieht sich über viele Kilometer am Rhein entlang, Bodensee inklusive; ist ländlich geprägt, es gibt keine Metropole. Neuland für Tobias. Er hofft, die Sommeliers in der Gastronomie mit neuen Ideen und Konzepten bereichern zu können. Tipps geben zu können, wie man beispielsweise eine Weinkarte profitabel macht oder mit wenig Personal zurechtkommt. „Aktuell habe ich aber noch das Gefühl, dass recht wenig Einblick von außen zugelassen wird.“ Für die Jung-Sommeliers sieht er sich besonders in der Verantwortung, als WSET-Educator und Regionalsprecher: „Die Wettbewerbe zeigen, dass viel Talent bei den Jung-Sommeliers vorhanden ist, aber relativ wenige melden sich an. Man muss die Leute heranführen, das gelingt nur durch Selbstvertrauen und mit Zeit“. Die größte Guidance-Lücke, glaubt er, befindet sich nach der Junior-Ausbildung. „An dieser Stelle muss man die jungen Leute an die Hand nehmen: Wie geht es jetzt weiter?“ Für Tobias und seine Familie steht nun erstmal ein Umzug nach Augsburg an. Wenn Tobias Zeit hat, fährt er gerne Rennrad oder spielt Fussball.
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