Rechtsanwalt, Genießer, Marathonläufer, Hobbywinzer, Familienmensch
Guten Tag, ich bin Michael Wangler
Der zufriedene Schatzmeister: Sparsamkeit und Sponsoren
Wie steht es um die Finanzen der Sommelier-Union? Die Antwort kommt prompt, freudig und stolz: „Es steht super um die Finanzen. Das Konto ist im Haben!“. Schatzmeister Michael Wangler muss es wissen. Seit 2013 hat der Rechtsanwalt alles im Blick. Jährlich werden auf der Mitgliederversammlung die Zahlen vorgestellt. „Seitdem ich mitwirken darf, haben wir uns leicht, also positiv nach oben entwickelt. Das liegt an der Kombination aus Sparsamkeit und der erfolgreichen Zusammenarbeit mit langjährigen, zufriedenen Sponsoren. Wir bekommen viel Unterstützung durch Winzer und Verbände. Und so können wir den Sommeliers die Chance geben, vieles auszuprobieren, zu reisen und zu verkosten.“ Der Rechtsexperte stand der SU auch schon in kniffligen Situationen zur Seite. Etwa, bei dem Versuch, den Begriff „Sommelier“ 2013 rechtlich schützen zu lassen. „Sommelier ist kein Ausbildungsberuf im klassischen Sinne. Wir haben keine Kammer, die für uns zuständig ist und keine Berufsausbildungsordnung. Es fehlt uns leider die rechtliche Grundlage.“ Michael Wangler (Jahrgang 1957) studierte Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule des Landes Rheinland-Pfalz in Mainz sowie Rechtswissenschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Als Partner der Kanzlei ’Emrich Wangler Herrmann PartG mbB’ – Wirtschaftsprüfer Rechtsanwälte Steuerberater – bin ich seit über 30 Jahren in Aschaffenburg tätig.“
Wenn Sommeliers einen Rechtsanwalt brauchen …
… dann kommen sie zu ihm. Etwa fünf bis sechs Anfragen bekommt er monatlich von Sommeliers, schätzt er. Vor allem seine Expertise im Arbeitsrecht ist immer wieder gefragt. Ein typisches Beispiel aus der Arbeitswelt: Es regnete viel im Sommer. Der Sommelier wurde freigestellt. Der Arbeitgeber verlangt, dass der Sommelier bei Hochbetrieb dafür mehr arbeitet. Müssen Minusstunden beglichen werden? Michael Wangler: „Nein, das ist nicht rechtens! Es sei denn, im Vertrag wurde ein flexibles Arbeitszeitkonto vereinbart.“ Ein weiteres Beispiel: „Nach der Elternzeit haben Arbeitnehmer ein Recht auf Beschäftigung, aber nicht das Recht auf denselben Arbeitsplatz“. Was in Zukunft kommen wird: „Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass die Arbeitszeit aufgezeichnet werden muss. Das ist neu. Wir haben viel Vertrauensarbeitszeit. Bald werden auch die Sommeliers ihre Zeiten dokumentieren müssen. Das braucht Selbstdisziplin.“ Michael Wangler ist mit seiner Doppelausbildung wohl einmalig in Deutschland. Mit über 50 Jahren entschied er sich als Quereinsteiger für die Sommelier-Ausbildung an der IHK Koblenz. „Ich bin wohl der einzige Rechtsanwalt, der auch Sommelier ist.“ Direkt darauf, 2010, trat er der SU bei, die seinen Wert schnell erkannte. 2013 wurde er in den Vorstand als Schatzmeister gewählt. Er fühlt sich im Kreis der Genießer sichtlich wohl. Anwalt für Familienrecht wolle er beispielsweise gar nicht sein. Zu aufreibend, zu viele Tränen. „Menschen, die mit Wein zu tun haben, sind positiv gestimmt. Ich versuche, mich wann immer möglich mit lebensfrohen Menschen und Themen zu umgeben.“
Einst Marathonläufer, immer schon Genießer, mittlerweile Großvater
„Menschen, die laufen, körperlich fit sind, haben eine positive Ausstrahlung. Ich bin über 20 Jahre Marathon gelaufen.“ Zweimal auch den Medoc-Marathon – mehr Spaß als Sport. Dass seine Ehefrau fantastisch kocht – Ochsenbäckchen oder Steinpilzrisotto – macht ihm täglich Freude. „Ich suche die Weine immer nach dem Essen aus. Grundsätzlich bin ich ein Freund von Riesling und Spätburgunder. Gerne gereift. Bei einem befreundeten Sommelier durfte ich eine ungewöhnliche Kombination kennenlernen: Hirschgulasch mit feinherbem Riesling – eine perfekte Harmonie im Mund.“ Orange Weine probiert er zwar, aber begeistern ihn nicht. Tee, Kaffee, Säfte oder Bier gehören für ihn zum Beruf des Sommeliers: „Die Funktion des Sommeliers sollte man so interpretieren, wie sie historisch überliefert ist. Ein Sommelier war ein höfischer Beamter mit Siegelring und fungierte auch als Mundschenk am Tisch. Ich begrüße es, dass wir uns in den letzten Jahren – neben Wein – auch wieder anderen Getränken verstärkt zuwenden.“ 2016 hat die Familie einen Weinberg mit Müller-Thurgau-Reben in Alzenau-Hörstein erworben und eine Beteiligung an der Grand-Cru Lage im „Apostelgarten“, Alzenau-Michelbach, bestückt mit Riesling. Der Riesling wird von SU-Kollege und Winzer Armin Heilmann ausgebaut. Der Müller-Thurgau von der Winzergenossenschaft Hörstein e.G.. „Die Weine, der Müller-Thurgau, unser ‚WEITBLICK’, genießen wir als Alltagswein mit Weitblick und den Riesling aus dem Apostelgarten bei besonderen Anlässen. Die Mandanten erhalten zu Weihnachten einen Riesling als Präsent. Die Zustimmung ist groß.“ Im Weinberg arbeitet die gesamte Familie mit: drei Töchter und drei Schwiegersöhne. Mittlerweile ist Michael Wangler außerdem vierfacher Großvater. An Rente denkt er vorerst noch nicht, die Sommelier-Union will er gerne als Schatzmeister noch viele Jahre unterstützen.