Franciacorta – eine Reise zu den feinsten Perlen Italiens
Selbst unter Italienkennern gilt sie noch als Geheimtipp: Die Franciacorta – das Schaumweinparadies in der norditalienischen Lombardei – nur wenige Kilometer von der Metropole Mailand entfernt.
20 Mitglieder der Sommelier Union konnten im vergangenen Oktober – kurz vor dem zweiten Corona-Lockdown – die herrliche Hügellandschaft mit sich abwechselnden Wein- und Gemüsegärten, Olivenhainen, Wiesen und Wäldern, kleinen Steindörfern, mittelalterlichen Klosteranlagen, Burgen und Adelsvillen aus dem 18. und 19. Jahrhundert hautnah erleben.
In dieser wunderbaren Landschaft mit ihren mineralhaltigen Böden entsteht der Franciacorta DOCG. Immer hergestellt nach der Metodo Classico haben wir ihn in all seinen Facetten verkostet und abends zu erlesenen Menüs mit regionalen Köstlichkeiten der lombardischen Küche kombiniert.
Übermäßige Brioche-Noten sucht man hier – trotz sehr langen Hefelagers – vergebens. Dafür kommen Freunde/innen des Brut Nature – oder wie der Italiener sagt Dosaggio Zero – verstärkt auf ihre Kosten. Im Gegensatz zu anderen europäischen Qualitätsschaumweingebieten arbeiten die Winzer/innen der Franciacorta deutlich weniger mit Reserveweinen. Es gibt also vergleichsweise viele Jahrgangsprodukte mit einem den Jahrgängen entsprechenden, eigenem Charakter.
Eine weitere Besonderheit der Franciacorta bildet die Kategorie „Saten”. Ein Saten hat mindestens 24 Monate Hefelager hinter sich und maximal 5 Bar Druck auf der Flasche. Er zeichnet sich grundsätzlich durch ein zarteres, aber nachhaltiges Moussée aus.
Die Franciacorta ist ein vergleichsweise junges Weinbaugebiet mit einem überraschend klaren Profil. Dies ist das Ergebnis des kompromisslosen Qualitätsbekenntnis des Consorzio Franciacorta. Das Konsortium wurde erst 1990 gegründet und hat ca. 200 Mitglieder. Entsprechend schlagkräftig ist die Vereinigung.
62 % der Betriebe arbeiten nach biologischen Standards – weil sie wissen, dass sie nur so die ihnen geschenkten natürlichen Ressourcen erhalten und beste Qualität aus vitalem Lesegut erzeugen können. 81 % der 3.101 Hektar sind mit Chardonnay bestock. 15 % mit Pinot Nero. Weißburgunder macht lediglich 3 % der Fläche aus. Das restliche eine Prozent betrifft die autochthone Rebsorte Erbamat – Tendenz steigend.
Eine exklusive Bootsfahrt auf dem Iseosee sowie der Besuch der Altstadt von Brescia haben unser Bild der Franciacorta als Kulturerlebnis abgerundet. Der Iseosee bildet die Basis der Franciacorta als Weinbaugebiet. Er liegt direkt am Fuß der Alpen, deren Felswände steil in den nördlichen Teil des Sees abfallen. Sein Becken wurde von den eiszeitlichen Gletschern ausgehöhlt, deren Endmoräne die Grundlage des heutigen Terroirs bestimmt.
Voller bleibender Eindrücke und mit etwas Wehmut haben wir uns nach 4 Tagen zurück nach Hause gemacht. Ein herzliches Dankeschön geht an die Betriebe, die uns ihre Keller, Küchen und Herzen geöffnet haben. Aber auch an das Consorzio Franciacorta für die professionelle Organisation und Durchführung sowie die großzügige Unterstützung dieser Fachreise.
Inge Mainzer, inge.mainzer@sommelier-union.de
Besuchte Weingüter:
Corte Fusia, Ronco Calino, Adro, Barone Pizzini, Berlucchi, Corte Aura, Contadi Castaldi, Ca’ del Bosco.
Präsentation folgender Weingüter im historischen Gebäude des Consorzio Franciacorta: 1701, Mosnel, La Montina, Villa Franciacorta, Enricogatti, Ricci Curbastro, Mirabella, Ferghettina