Vasos Manoli
Wenn es in einem steckt, macht es keinen Unterschied, wo man herkommt oder zu Schule gegangen ist. Das trifft wohl auf jeden Beruf zu. Ich schätze, dass es für Sommeliers aus Ländern, die wie etwa Zypern als Weinnationen eher unbekannt sind, allerdings durchaus schwerer ist, in ihrem Beruf Anerkennung zu bekommen. Ich glaube, es war Paolo Basso, der sagte, dass das Problem der südlichen Länder, wie Italien, Spanien, Griechenland und Zypern sei, dass die Einheimischen immer denken, sie wüssten es besser. Das macht einem Sommelier seine Tätigkeit nicht gerade leichter.
Dabei könnte man ihre kulinarischen Erfahrungen auf eine ganze neue Ebene bringen, wenn sie nur zuhören würden.
Vasos Manoli aus dem wunderbaren Zypern ist ein perfektes Beispiel für einen Sommelier aus einer weniger bekannten Weinregion. Was zuerst über ihn gesagt werden sollte ist, dass er 2009 den Titel als bester Sommelier Zyperns gewann und in Zypern als echter Weinguru gilt. Als wäre das allein nicht bereits eine großartige Leistung, wurde das Restaurant, in dem er als Sommelier und Manager tätig ist, sieben Mal in Folge als Restaurant mit der besten Weinkarte Zyperns ausgezeichnet. Zudem wurde Vasos der Titel Officier Maître Sommelier oft he Chaine Des Rotisseurs verliehen. Darüber hinaus vertrat er Zypern bei der ASI Weltmeisterschaft 2013. Wie gesagt, man kommt gegen seine Bestimmung nicht an …
Da Vasos ein Mitglied der Confrérie des Chevaliers du Tastevin ist, wissen wir, dass er ein großer Liebhaber von Weinen aus Burgund ist. Aber ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass er außerdem ein Freund und Sammler italienischer Weine ist.
Viel Vergnügen mit den Antworten, die Vasos Manoli auf meine 10 Fragen gegeben hat.
Das Interview
Mit welcher Weinregion arbeiten Sie am liebsten?
Meine berufsbedingte Liebe zum Wein ist nicht regional begrenzt, aber ich habe eine Schwäche für Regionen wie Piemonte, das Rhône und das Loir Tal, Burgund, Santorin, Naousa (Griechenland) und die zyprische Commandaria. Jeder Tropfen Wein aus der Commandaria ist eine Harmonie der Aromen, die die ganze Bandbreite des menschlichen Geschmackssinns bedient.
Was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein guter Sommelier zu sein?
Ich denke, als guter Sommelier sollte man so viel wie möglich über Weine und Lebensmittel wissen. Ziel ist es schließlich, dem Konsumenten die harte Arbeit, die ein Winzer in jede einzelne Flasche steckt, zu vermitteln und dabei den Wein immer als Erweiterung des Essens zu begreifen.
Wird der Beruf des Sommeliers unterschätzt bzw. zu wenig gewürdigt?
Ich denke, das hängt davon ab, wo man sich befindet, aber allgemein ist der Beruf des Sommeliers heutzutage sehr angesehen. Das gilt besonders für Hotels und Restaurants der Spitzenklasse, unabhängig vom Standort.
Wann und wo haben Sie Ihre Leidenschaft für Wein entdeckt?
Vor langer Zeit … Meine Familie war schon immer in der Gastronomie tätig. Ich bin also damit aufgewachsen und habe die Leidenschaft dafür von meiner Familie weitergegeben bekommen. Daher denke ich, dass der Geschmack und die wunderbaren Aromen des Weins, die ich von klein auf erlebt habe, mich darin bestärkt haben, ein Teil dieser magischen Welt sein zu wollen.
Wer ist Ihr großes Vorbild in der Welt der Weine und Sommeliers?
Also … Es ist schwer, nur eine Person zu benennen, da es einige gibt, die ich bewundere. Aber wenn ich mich auf einen festlegen muss, dann wähle ich Giuseppe Vaccarini, den Präsidenten der ASPI und besten Sommelier der Welt 1978.
Wie gehen Sie vor, um den perfekten Wein (oder das perfekte Getränk) für ein Gericht auszuwählen?
Einfachheit … Das ist der Schlüsselbegriff. Der normale Ablauf ist, dass mein Team und ich zuerst einige Weine, die wir anbieten wollen, probieren und die Küche kreiert dann zusammen mit uns ein passendes Gericht, das die verschiedenen Aromen der Weine berücksichtigt.
In welcher Weinregion würden Sie jedem einen Besuch empfehlen und warum?
Ich empfehle eine Region, die mir persönlich sehr am Herzen liegt: Commandaria in Zypern. Die Region liegt am Fuße des Troodos-Gebirges und ist seit 4000 Jahren ein legendäres Weinanbaugebiet. Das wussten bereits die Tempelritter und der Johanniterorden zu schätzen. Ein unvergleichliches Erlebnis!
Um welchen Wein zu probieren würden Sie ein großes Opfer bringen?
Ich hatte das Glück, einige Weiner meiner Träume zu probieren, aber meine Wunschliste ist trotzdem noch lang. Darauf stehen zum Beispiel legendäre Bordeaux-Jahrgänge und der 1945er Mouton Rothschild.
Was ist Ihre Lieblingserinnerung an Ihre Ausbildung?
Wir haben oft zusammengesessen, über unsere Erfahrungen gesprochen und uns ausgemalt, was wir eines Tages alles machen werden. Heute, so viele Jahre später, hatte ich das Glück tatsächlich all diese Orte zu besuchen und meine Träume von damals wahr werden zu lassen. Jedes Mal, wenn ich einen Wein trinke, schließe ich meine Augen und versetze mich zurück in diese Zeiten.
Ein kulinarisches Erlebnis, dass jeder einmal gemacht haben sollte – abgesehen von einem Essen in Ihrem Restaurant?
Das selbstgekochte Essen meiner Mutter, im Garten und zusammen mit Freunden. Das Grand Bouffe, wie wir es nennen. Ein frischer Gartensalat, grüne Oliven (mit Olivenöl, Zitrone und Koriander), hausgemachte Quiche mit Halloumikäse und Spinat, gefüllte Weinblätter, gegrillter Halloumi und zu trinken gibt es einen frischen Xinisteri aus Zypern.
Im Anschluss gibt es Kleftiko, im Lehmofen langsam gegartes Lamm, mit einem roten Maratheftiko Wein. Und dann die Apokalypse: einen 1967er St. John Commandaria und dazu einen traditionellen Kuchen mit Traubenhonig, Gerste und Walnüssen.