Rodolfo Tristão
Portugal bringt sich sowohl mit den wunderbaren Weinen aus Barraida und Douro als eine Weinnation, als auch als gastronomische Destination zunehmend (wieder) ins Gespräch. Mein letzter Besuch in Portugal war eine wahrhafte gastronomische Odyssey! Einer, der der portugiesischen Gastronomie zu altem Glanz zurück verhilft ist Rodolfo Tristão, unser nächster Sommelier.
Am ESHTE in Estoril erhielt Rodolfo eine klassische Ausbildung und hatte mit der Zeit die Möglichkeit, einigen der besten Sommeliers der Welt, wie Josep Roca, João Pires (Master Sommelier) und Mathieu Longere (Master Sommelier) zu begegnen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass auch Rodolfo an vielen nationalen und internationalen Sommelierwettbewerben teilgenommen hat und dabei sehr gut abschnitt.
Wenn man sich seine bisherige Karriere so ansieht, merkt man schnell, dass er ein wissbegieriger Mann mit einer Leidenschaft für Wein ist. Neben Tätigkeiten in verschiedenen namhaften Restaurants in ganz Portugal arbeitete Rodolfo auch für Hersteller wie Niepoort. Eine gute Mischung also. Zudem war er einige Jahre Präsident der Portuguese Sommeliers Association.
Heute ist Rodolfo Sommelier der vielfach von Michelin ausgezeichneten Restaurantkette José Avillez, unterrichtet an der Hotelfachschule, die er selbst einst besuchte und arbeitet als beratender Sommelier für WIME, eine Online-Weinhandlung, die vom portugiesischen Spitzenkoch Pedro Lemos gegründet wurde. Ein viel beschäftigter Mann, wie Sie sehen.
Und jetzt wünsche ich Ihnen viel Vergnügen mir Rodolfo!
Das Interview
Mit welcher Weinregion arbeiten Sie am liebsten?
Portugal! Besonders gerne empfehle ich Weine aus Lissabon. Das ist eine Region mit verschiedenen Terroirs und guten preiswerten Weinen. Ich zeige den Leuten gerne, dass es neben den Weinen aus Douro und Alentejo auch andere gute portugiesische Weine gibt. Außerdem bin ich ein Liebhaber weißer Burgunder und roter chilenischer Weine.
Was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein guter Sommelier zu sein?
Zuerst einmal Leidenschaft für das Metier. Man muss gerne mit Menschen arbeiten und sollte viel lernen und probieren. Sei du selbst, gehe respektvoll mit der Kundschaft um und sein bescheiden.
Wird der Beruf des Sommeliers unterschätzt bzw. zu wenig gewürdigt?
Ich denke, der Beruf wird schon etwas unterschätzt. In Portugal versuchen wir, das zu ändern und die Wertschätzung gegenüber Sommeliers in Restaurants, Hotels und Weinhandlungen zu steigern. Meiner Ansicht nach sollten die Leute mehr Respekt vor Sommeliers haben und unserer Arbeit vertrauen. Ganz langsam, Schritt für Schritt, nähern wir uns diesem Ziel.
Wann und wo haben Sie Ihre Leidenschaft für Wein entdeckt?
Meine Familie stellt Wein in einer Region her, die als Anbaugebiet eine lange Tradition hat: Cartaxo/Azambuj in Tejo. Daher kam ich bereits in jungen Jahren mit Wein in Kontakt, aber den „Ah“-Moment erlebte ich während meines Jahres an der Hotelfachschule. Ich hatte das große Glück, von Lehrern wie Mário Louro und Meister João Pires unterrichtet zu werden. Sie halfen mir eine ganz neue Welt zu entdecken, die ich noch immer jeden Tag aufs Neue entdecke.
Wer ist Ihr großes Vorbild in der Welt der Weine und Sommeliers?
Wenn sie meine vorherige Antwort gelesen haben, wird es Sie nicht groß überraschen. Meine Vorbilder sind die beiden Menschen, die mich am meisten inspirieren: Mário Louro und João Pires.
Wie gehen Sie vor, um den perfekten Wein (oder das perfekte Getränk) für ein Gericht auszuwählen?
Das ist ein heikler, aber auch sehr spannender Teil unserer Arbeit. Ich versuche, den besten Wein für ein Gericht auszuwählen, indem ich entweder nach Ähnlichkeiten oder nach Gegensätzen schaue, um es ein wenig unkonventioneller anzugehen Wenn man ein ausgedehnteres Menü hat, sollte man eher nach den Gemeinsamkeiten, als nach den Gegensätzen gehen.
In welcher Weinregion würden Sie jedem einen Besuch empfehlen und warum?
Es gibt viele wunderbare Regionen zu besuchen, aber da es so einige Regionen in Portugal zu sehen gilt, sollte man mit Douro anfangen. Wenn dann noch Zeit ist, sind Ausflüge nach Colares und Bairrada mit Sicherheit das Sahnehäubchen.
Um welchen Wein zu probieren würden Sie ein großes Opfer bringen?
Da fällt mir keiner ein.
Was ist Ihre Lieblingserinnerung an Ihre Ausbildung?
Der praktische Unterricht. Die Weinproben und das Bedienen der Gäste. Ich habe die Ausbildung geliebt!
Ein kulinarisches Erlebnis, dass jeder einmal gemacht haben sollte – abgesehen von einem Essen in Ihrem Restaurant?
Probieren Sie portugiesisches Essen: Cozido “Pot au feu” Portuguesa, Feijoada und die großartigen portugiesischen Fischsorten. Schon darüber zu schreiben fühlt sich wie essen an.