Karina Tholin
Es ist wieder an der Zeit für eine Dame. Lassen Sie mich Ihnen die schwedische Spitzensommelière Karina Tholin vorstellen.
Karina arbeitet freiberuflich als Sommelière, ist Ausbilderin und seit 2013 Präsidentin der schwedischen Sommelier Vereinigung. Damit ist sie eine Inspiration für viele Frauen, denn mehr als die Hälft der Mitglieder der schwedischen Sommelier Vereinigung sind weiblich. Das kann ich gar nicht genug unterstützen!
Karinas Liebe zum Wein wurde in den 80er und 90er Jahren angefacht als sie in mehreren renommierten Restaurants in ganz Schweden arbeitete. Ich habe einmal einen Artikel über Karina gelesen, in dem sie sagte, dass Sommelier zu werden bedeute, sich auf eine Reise zu begeben, die niemals aufhört, denn je mehr man lerne, desto klarer würde, wie groß die Welt des Weines ist, die es noch zu entdecken gelte. Dem kann ich nur beipflichten.
In den 90ern führte ihre Leidenschaft sie mehrfach nach Stockholm, wo sie Kurse belegte, um ihr Wissen zu erweitern. Sie eröffnete sogar eine eigene Vinothek in Örebro. Heute ist sie nicht nur Restaurantmanagerin im Fem Små Hus und Sommelière im Lammer & Grisen Skiressort in Sälen, sondern auch Jurorin bei internationalen Wettbewerben.
Ich freue mich sehr, dass sie die Zeit gefunden hat, meine Fragen zu beantworten.
Das Interview
Mit welcher Weinregion arbeiten Sie am liebsten?
Ich muss zugeben, dass das eine schwierige Frage ist und sich meine Antwort von Zeit zu Zeit ändert, denn mit den Jahreszeiten ändert sich auch mein Geschmack. Wenn ich eine Antwort geben soll, dann würde ich sagen, alle Weinregionen.
Was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein guter Sommelier zu sein?
Man muss neugierig sein und bereit, hart zu arbeiten, immer gut zuhören und Spaß am Lernen haben. Das sind für mich im Kern die Eigenschaften, die einen guten Sommelier ausmachen.
Wird der Beruf des Sommeliers unterschätzt bzw. zu wenig gewürdigt?
Im Moment würde ich auf jeden Fall ja sagen. Obwohl es sich in eine gute Richtung entwickelt und ich sicher bin, dass wir eines Tages die Anerkennung erhalten, die wir verdienen. Selbst in unbekannteren Ländern, in denen Sommeliers noch härter um Anerkennung kämpfen müssen.
Wann und wo haben Sie Ihre Leidenschaft für Wein entdeckt?
Ich denke, dass war irgendwann in den 80ern, während meines ersten Jobs und als ich in den 90ern im Restaurant anfing, wuchs die Leidenschaft nur noch. Die Leidenschaft war schon immer da und verstärkt sich im Laufe der Zeit.
Wer ist Ihr großes Vorbild in der Welt der Weine und Sommeliers?
Meine Mentorin Ia Orre kommt mir definitiv als erste in den Sinn. Ein wahres Vorbild und eine Quelle der Inspiration.
Wie gehen Sie vor, um den perfekten Wein (oder das perfekte Getränk) für ein Gericht auszuwählen?
Es sollte Spaß machen und unkompliziert sein. Das ist eigentlich schon alles. Einfachheit ist immer am besten!
In welcher Weinregion würden Sie jedem einen Besuch empfehlen und warum?
Die Auswahl fällt nicht leicht, weil jede Region ihren eigenen Charm und ihre Vorzüge hat. Piemonte zieht mich allerdings immer noch an, egal wie oft ich bereits dort war.
Das Essen, der Wein, die Menschen, die Landschaft – die Kombination macht es zum Himmel auf Erden.
Um welchen Wein zu probieren würden Sie ein großes Opfer bringen?
Es gibt so viele Weine, die den Aufwand wert sind, aber ein 1974er Madeira Terrantez ist mit Sicherheit noch größere Mühen wert.
Was ist Ihre Lieblingserinnerung an Ihre Ausbildung?
Dazu kann ich nicht viel sagen, da ich autodidaktisch gelernt habe und mit erfahrenen Kollegen zusammengearbeitet habe und von ihnen lernen konnte.
Ein kulinarisches Erlebnis, dass jeder einmal gemacht haben sollte – abgesehen von einem Essen in Ihrem Restaurant?
Fühlt euch einzigartig. Es geht nur um die Leidenschaft!