Eric Zwiebel
In der Gastronomie sind es immer die Köche, denen Lob und Aufmerksamkeit zuteil werden. Meiner Meinung nach verdienen die Sommeliers mindestens das gleiche Maß an Ruhm.
Aus diesem Grund schreibe ich diese Kolumne und stelle zur Abwechslung mal die Sommeliers ins Rampenlicht! Dieses Mal stelle ich Ihnen den Master Sommelier Eric Zwiebel vor. Eric wurde in Frankreich geboren, wo er mit einer klassischen Ausbildung am Lycée Hôtelier Joseph Storck Guebwiller auch seine Karriere begann. Seine ersten Schritte in der Welt der Gastronomie tat er im Restaurant seiner Eltern. Von dort aus führte ihn seine Reise nach Paris, oder genauer gesagt zum Le Pavillon Elysée Lenôtre.
Nach einer gewissen Zeit war es für Eric dann aber doch an der Zeit für eine berufliche Weiterentwicklung. Aus diesem Grund verschlug es ihn nach London, wo er sein Wissen über Gastronomie und Wein vertiefen wollte. In den 16 Jahren, die er nun bereits dort lebt, ist London seine zweite Heimat geworden. Auch beruflich scheint er seinen Platz gefunden zu haben, denn er ist seit nunmehr 14 Jahren als Kellermeister im Summer Lodge Country House Hotel beschäftigt.
Sicher ist, dass Eric sehr ehrgeizig ist, denn seit 2001 hat er an zahlreichen Wettkämpfen erfolgreich teilgenommen. 2004 gewann er sogar den Titel „Best Sommelier of the UK“ und 2006 sowie 2008 wurde er Dritter bei der Europameisterschaft. Bei den Weltmeisterschaften 2007 und 2013 schaffte er es sogar bis ins Finale und belegte den 4. Platz. Er gehört also wahrlich zu den Großen seines Fachs.
In bekannter Manier habe ich auch Eric 10 Fragen gestellt, um einen Einblick in seine Welt eines Spitzensommeliers zu bekommen.
Das Interview
Mit welcher Weinregion arbeiten Sie am liebsten?
Ich möchte nicht chauvinistisch erscheinen, aber ich arbeite gerne mit dem Elsass. Nicht nur, weil ich dort geboren bin, sondern auch wegen der wunderbaren Weine. Aber ich kann nicht leugnen, dass ich dieser Region sehr verbunden bin.
Was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein guter Sommelier zu sein?
Das kann ich mit drei Schlagworten beantworten: Zurückhaltung, Ehrlichkeit und Zuhören. Wenn man diese drei verinnerlicht und dazu noch über das nötige Fachwissen verfügt, hat man schon viel gewonnen. Ich sehe mich in meinem Beruf nicht als jemand, der die Gäste belehrt, sondern es geht mir vielmehr darum, eine gemeinsame Leidenschaft zu teilen.
Wird der Beruf des Sommeliers unterschätzt bzw. zu wenig gewürdigt?
Ich denke tatsächlich, dass unser Beruf oft unterschätzt und zu wenig gewürdigt wird, weil die Köche die ganze Aufmerksamkeit bekommen. Doch auch ein Sommelier hat einen ähnlich großen Anteil daran, den Gästen ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten. Selbst Köche, die mehrere Restaurants leiten und selbst gar nicht in der Küche stehen, bekommen trotzdem die volle Aufmerksamkeit.
Wann und wo haben Sie Ihre Leidenschaft für Wein entdeckt?
Das ist schwer zu sagen, aber ich denke, dass ich diese Leidenschaft schon früh entwickelte. Meine Eltern führten ein Restaurant und ich denke, so bin ich auch dazu gekommen.
Wer ist Ihr großes Vorbild in der Welt der Weine und Sommeliers?
Bei dieser Frage fällt mir nur einer ein: Gerard Basset! Der international am meisten prämierte Sommelier der Welt. Es ist einfach beeindruckend, was er alles erreicht hat.
Wie gehen Sie vor, um den perfekten Wein (oder das perfekte Getränk) für ein Gericht auszuwählen?
Mit Respekt für die Intensität und den Geschmack. Das ist schon alles.
In welcher Weinregion würden Sie jedem einen Besuch empfehlen und warum?
Ich wage es kaum zu sagen, aber auch hier würde ich das Elsass empfehlen. Es ist nicht nur meine Heimat, sondern auch eine unterschätzte Weinregion, die viele unentdeckte Schätze beherbergt – auch solche, die nicht kulinarischer Natur sind.
Um welchen Wein zu probieren würden Sie ein großes Opfer bringen?
Für einen 1959er “Scharzhofberger-Wiltingen” Riesling von Egon Müller, TAB, würde ich ein kleines Opfer nicht scheuen.
Was ist Ihre Lieblingserinnerung an Ihre Ausbildung?
Der Tag, an dem sie dort anfingen über Wein zu reden!
Ein kulinarisches Erlebnis, dass jeder einmal gemacht haben sollte – abgesehen von einem Essen in Ihrem Restaurant?
Ich schätze die einfache Küche, die Wert auf hochwertige Zutaten und fachkundige Zubereitung legt und das im Zusammenspiel mit einem Wein, der das Essen hinsichtlich der Geschmacksintensität und Geschmacksrichtung unterstreicht. Man kann natürlich auch verrückte und ausgefallenere Kombinationen wagen und das Gegenteil versuchen. Zum Beispiel ein Schokoladen Fondant mit einem Grand Mandarin Likör auf Eis. In diesem Fall spielt man mit den Gegensätzen des warmen Desserts und des kalten Likörs. Oftmals liegt das Glück in den einfachen Dingen des Lebens.