George Loukas
Der Grund, warum ich alle diese wunderbaren Sommeliers ins Rampenlicht stelle ist, weil ich der Meinung bin, dass sie dieselbe Aufmerksamkeit verdienen, die den Köchen zuteilwird. Sommeliers sind notwendig, um den Gästen ein vollständiges kulinarisches Erlebnis zu bieten! Der Sommelier, den ich Ihnen heute vorstellen möchte, ist der griechische Spitzensommelier George Loukas. Und nein, das ist nicht der Star Wars Kerl.
2002 war George „Best Greek Sommelier“ und nahm sowohl als Teilnehmer, als auch als Juror an zahlreichen internationalen Wettbewerben teil. Im Laufe seiner Karriere war George für viele namhafte Restaurants und Hotels in ganz Griechenland tätig und unternahm ausgedehnte Reisen, um sich als Sommelier weiterzubilden. Dafür gibt es natürlich keine bessere Art als einen persönlichen Besuch, bei dem man hautnah erleben und fühlen kann, wie die Weine hergestellt werden.
Heute arbeitet George für in- und ausländische Restaurants und Hotels als Weinberater und betreut junge Sommeliers bei ihren Wettkampfvorbereitungen. Dieses Jahr hat das ganze durch die helfende Hand von Sören Polonius eine ganz neue Qualität erreicht. 2010 gründete George ein Unternehmen mit dem Namen „Genius in Gastronomy“, das sowohl für Fachkräfte als auch für Privatleute Fortbildungen und Seminare über Wein, Bier und Spirituosen anbietet. Er hat es sich also zur Aufgabe gemacht, seinen Landsleuten die Welt der gehobenen Gastronomie näher zu bringen.
Cheers!
Das Interview
Mit welcher Weinregion arbeiten Sie am liebsten?
Als ich jünger war hatte ich – wie wohl viele junge Sommeliers – eine Schwäche für Burgunder und Rieslinge. Heutzutage ziehe ich es vor, die Weine des nördlichen Rhônetals in ihrem ganzen Ausmaß zu entdecken. Die wunderbaren Syrah aus der Côte-Rôtie, Hermitage, die besten bezahlbaren Qualitätsweine aus St. Joseph und Crozes-Hermitage, aber auch die komplexen Weißweine aus Viognier und Roussanne. Ich mag ihren ausgeprägten Charakter, wenn sie jung sind und wundervoll heranreifen. Dadurch entstehen unwahrscheinlich große Möglichkeiten sie mit hervorragenden Gerichten zu kombinieren.
Was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein guter Sommelier zu sein?
Ich denke, dass ein guter Sommelier zu allererst wissbegierig sein muss, denn dieser Beruf entwickelt sich immer weiter. Weiterhin denke ich, dass ein guter Sommelier ein Gespür für gastronomische Etikette und gute Umgangsformen haben muss, sich durch Kommunikationsstärke auszeichnet und sich geschickt im Restaurant bewegen sollte.
Wird der Beruf des Sommeliers unterschätzt bzw. zu wenig gewürdigt?
In Griechenland wird der Beruf des Sommeliers unterschätzt und missverstanden. Langezeit beschäftigten die Gourmetrestaurants Sommeliers nur wegen des Prestiges und nicht, um ihre eigentliche Funktion wahrzunehmen. Zum Glück hat sich durch das Wachstum des Tourismussektors und somit auch der Gastronomie an dieser Lage in den touristischen Landesteilen und auch in Athen einiges verändert. Das Ergebnis ist, dass mehr und mehr Restaurants professionelle Sommeliers einstellen, um sich deren Wissen zu Nutze zu machen und die steigende Nachfrage der anspruchsvollen Kundschaft zu bedienen.
Wann und wo haben Sie Ihre Leidenschaft für Wein entdeckt?
Ich habe Lebensmitteltechnik studiert und als ich auf der Suche nach praktischen Seminaren war, schlug mir jemand eine Weinverkostung vor. Von da an war meine Leidenschaft für Wein geweckt. Der einzige Beruf, der Kommunikation, Wein und Gastronomie vereint, ist der des Sommeliers.
Wer ist Ihr großes Vorbild in der Welt der Weine und Sommeliers?
In der Welt des Weins gibt es viele Persönlichkeiten, die ich bewundere und deren Charaktere und Karrieren mich beeinflusst haben. Ein gutes Beispiel dafür ist Jean Delams vom Château Haut-Brion, den ich vor einigen Jahren persönlich kennenlernen durfte. Unter den Sommeliers bewundere ich Enrico Bernardo, der für mich einer der besten „Performer“ war und immer noch ist. Als Trainer kann ich zweifellos einen Sommelier nennen, der besonders hervorsticht: Mein guter Freund, der einzig wahre, Sören Polonius.
Wie gehen Sie vor, um den perfekten Wein (oder das perfekte Getränk) für ein Gericht auszuwählen?
Die Textur, die Süße und die Komplexität sind Elemente, die ich berücksichtige, wenn ich Kombinationen erstelle. Mein Ziel ist eine einzigartige Verbindung von Geschmäckern. Daher bin ich experimentierfreudig, ohne aber die Grundregeln außeracht zu lassen; ich stecke lediglich hin und wieder die Grenzen neu ab.
In welcher Weinregion würden Sie jedem einen Besuch empfehlen und warum?
Das ist eine schwierige Frage, denn ein Liebhaber guter Weine und guten Essens wird viele umwerfende Orte und Länder entdecken. Ich bewundere Bordeaux und das Elsass, habe einen exquisiten Roadtrip in Spanien unternommen, verbringe jeden Sommer in der Provence und liebe Wochenenden in der Toskana. Aber wenn ich eine Empfehlung aussprechen müsste, dann würde ich empfehlen, Griechenland zu erkunden: Die Sonne, das Meer, die schnell wachsenden Weingüter, die einheimischen Rebsorten und die lokale Gastronomie. Ich denke, dass Griechenland ein schönes Land ist und ein perfekter Ort, um tolle Weine zu probieren.
Um welchen Wein zu probieren würden Sie ein großes Opfer bringen?
Ich würde an jeden Ort der Welt reisen, um an einer vertikalen Verkostung der Weine des unvergleichlichen Château Latour teilzunehmen. Beginnen würde die Verkostung mit den Jahrgängen vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, zum Beispiel 1916-1920-1924-1926-1929-1945-1949-1955-1959-1961-1964-1970…
Was ist Ihre Lieblingserinnerung an Ihre (Hotelmanagement-)Ausbildung?
Da ich keine Hotelmanagementausbildung gemacht habe, kann ich dazu leider nichts sagen.
Ein kulinarisches Erlebnis, dass jeder einmal gemacht haben sollte – abgesehen von einem Essen in Ihrem Restaurant?
Ich denke, jeder sollte ein Abendessen in „L’Atelier de Jöel Robuchon“ genießen. Ich mag das gesamte Konzept, von der beeindruckenden Theke im japanischen Stil, über das vorzügliche Essen, bis hin zur hervorragenden Weinkarte.