Marcos Flores
Es ist schön, dass wir bereits die Möglichkeit hatten so viele wunderbare Sommeliers aus der ganzen Welt zu interviewen! Unser Anliegen ist es, den Beruf des Sommeliers auf ein Podest zu stellen und so sehr in den Fokus zu rücken, wie es nur irgendwie möglich ist. In vielen Ländern erhält dieser Beruf wenig Wertschätzung und wir sind froh, dass wir einen kleinen Beitrag leisten können.
Der nächste Sommelier, den wir ins Rampenlicht stellen, ist Marcos Flores, der Präsident der Mexican Sommelier Association.
Auch Marcos den Titel als bester Sommelier seines Heimatlandes (in diesem Fall Mexiko) bereits dreimal gewonnen (2005, 2007 und 2010). 2010 vertrat er Mexiko bei der ASI Sommelier Weltmeisterschaft in Chile und außerdem bei der Premiere des Wettbewerbs „Best Sommelier of the Americas“. Man kann also sagen, dass er einiges an Wettbewerbserfahrung vorweisen kann.
Im Laufe seiner Karriere hat Marcos in vielen herausragenden Restaurant und Hotels, sowohl in Mexico als auch in Frankreich, gearbeitet, was ihn zu dem unglaublichen Sommelier gemacht hat, der er heute ist. Heute ist er nicht nur der führende Botschafter für alles, was in Mexiko mit Wein und Gastronomie zu tun hat. Er arbeitet als Weinberater, ist Dozent für WSET und Juror bei zahlreichen nationalen und internationalen Wein- und Sommelier-Wettbewerben. All diese Tätigkeiten verbindet er mit der Führung seines eigenen Unternehmens, der Grupo Gemaric.
Ich habe mir außerdem sagen lassen, dass Marcos nicht nur ein unglaublicher Sommelier ist, sondern auch ein wirklich guter Sänger.
Das Interview
Mit welcher Weinregion arbeiten Sie am liebsten?
Das ist schwer zu sagen, aber ich würde sagen Burgund. Ich habe eine Schwäche für diese Weine.
Was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein guter Sommelier zu sein?
Die richtige Einstellung, eine Liebe zum Wein und gute Kenntnisse über Essen.
Wird der Beruf des Sommeliers unterschätzt bzw. zu wenig gewürdigt?
Viel zu unterschätzt, weil die meisten Restaurants denken, dass es eher eine Mehrausgabe, als eine wichtige Investition in die Qualität des Service ist.
Wann und wo haben Sie Ihre Leidenschaft für Wein entdeckt?
Als ich 1995 Tourismus und Gastronomie studierte, aber auch während meiner Zeit auf Kreuzfahrtschiffen.
Wer ist Ihr großes Vorbild in der Welt der Weine und Sommeliers?
Gerard Basset und Sören Polonius. Polonius wegen seiner Trainingsmethoden, die er bei den beiden Weltmeistern, die er trainiert hat – Arivd Rosengren und Andreas Larsson – angewendet hat.
Wie gehen Sie vor, um den perfekten Wein (oder das perfekte Getränk) für ein Gericht auszuwählen?
Zu allererst muss man seine Weine kennen und wenn man dann auch noch ein gutes Verständnis dafür hat, wie Gerichte zubereitet werden, dann entwickelt man automatisch einen sechsten Sinn für tolle Kombinationen.
Durch Intuition kann man viele verschiedene Kombinationen mit allen möglichen Getränken entwickeln. Das funktioniert nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit Dingen wie Musik (ganz besonders mag ich Rockmusik), Filmen, etc.
In welcher Weinregion würden Sie jedem einen Besuch empfehlen und warum?
Es gibt einfach zu viele, die ich empfehlen würde! Besonders diejenigen, in denen man Terroir in seiner stärksten Ausprägung erleben kann wie Burgund, Piemont, oder Rioja.
Um welchen Wein zu probieren würden Sie ein großes Opfer bringen?
Ich würde ein wirklich großes Opfer bringe, um sie alle zu probieren!
Was ist Ihre Lieblingserinnerung an Ihre Ausbildung?
Ich war noch sehr jung, als ich auf einem Kreuzfahrtschiff arbeitete und einen Deutschen traf, der mir viel über die Geschichte des Weines beibrachte und mich mit der 1855er Médoc-Klassifikation vertraut machte. Das war ein wirklich besonderes Erlebnis für mich, dass mich dem Wein nähergebracht hat und an das ich mich gerne erinnere.
Ein kulinarisches Erlebnis, dass jeder einmal gemacht haben sollte – abgesehen von einem Essen in Ihrem Restaurant?
Ich habe ein ganz besonderes Dinner-pairing veranstaltet. Ich nenne es „Blind Experience“.
Dieses ganz besondere Dinner veranstalte ich für ausgewählte Gäste; Menschen, die mich gut kennen und mir vertrauen. Daher beginnt alles damit, dass ich diese Leute – maximal zwölf Personen – zu mir einlade und sie mit einem Begrüßungs-Cocktail willkommen heiße. Sobald alle breit sind, verbinden wir ihnen die Augen, sodass sie nichts mehr sehen können. Dann fahren wir gemeinsam zu einem zuvor ausgewählten Restaurant. Da keiner weiß wo es hingeht, ist Vertrauen so wichtig.
Wenn wir zusammen im Bus sitzen, erzähle ich meinen Gästen fünf Geschichten, von denen jede einzelne eine Verbindung zu den Weinen herstellt, die am Abend gereicht werden. Dabei werden Alter, Terroir und verschiedene Charakteristiken des Weines anhand der Geschichte einer fiktiven Person vorgestellt. Im Restaurant angekommen führen wir unsere Gäste an ihren Tisch und das Dinner kann beginnen. Die Augenbinde aber bleibt und es gibt auch kein Besteck; alles wird mit bloßen Händen gegessen.
Während des Essens wird Musik gespielt und ich wiederhole die zuvor erzählten Geschichten über die Weine, sodass die Gäste Schlussfolgerungen darüber anstellen können, was sie probieren. Zum Ende des Dinners entfernen wir die Augenbinden und lösen somit das Rätsel auf.
Das ist sowohl für das beteiligte Servicepersonal als auch für die Gäste eine einmalige Erfahrung.