Gerard Basset
Ohne jeden Zweifel ist Gerard Basset von allen Sommeliers, die ich interviewt habe, derjenige, der am meisten bewundert wird. Fast alle Spitzensommeliers, mit denen ich bisher gesprochen habe, haben ihn als die Person benannt, die sie am meisten bewundern. Daher hat mich besonders interessiert, wer wohl Gerards großes Vorbild ist…
Die Kurzfassung von Gerards langer Geschichte ist, dass er der einzige Sommelier der Welt ist, der alle internationalen Sommelier-Wettbewerbe gewonnen hat. Falls Sie sich fragen, welche Titel das noch gleich waren: Master of Wine, Master Sommelier, Wine MBA und World’s Best Sommelier – und diese Liste ließe sich noch eine ganze Weile fortführen. Außerdem wurde ihm der Titel „Officer of the Order of the British Empire“ verliehen – er ist also praktisch adelig.
Obwohl Gerard seit den 80ern in Großbritannien lebt, hat er französische Wurzeln. Im Vereinigten Königreich hat er allerdings in einigen hochkarätigen Restaurants seine Karriere als Sommelier begonnen. In den 90ern war er sogar Miteigentümer von sechs Hotels, bis diese von einer anderen Gruppe übernommen wurden. Aktuell liegt sein Hauptaugenmerk auf dem Hotel, das er zusammen mit seiner Frau unter dem Namen Terravina in Southampton eröffnet hat. Wenngleich ich Hauptaugenmerk sage, gehe ich doch davon aus, dass er nach wie vor den Großteil seiner Zeit dem Wein widmet, um als Botschafter des Weins die Welt zu bereisen.
Genau wie alle anderen Sommeliers habe ich auch Gerard gebeten einige Fragen zu beantworten, die Ihnen einen Einblick in seine Welt gewähren. Und nun lassen wir den Meiser persönlich zu Wort kommen:
Das Interview
Mit welcher Weinregion arbeiten Sie am liebsten?
Ich liebe die Insel Madeira, Jerez und das Douro Tal, weil ich Likörweine besonders schätze. Es gibt aber gibt aber auch noch so viele andere aufregende Regionen, wie zum Beispiel Burgund, die Champagne, das Napa Tal, Mendoza, Piemont und viele andere, einschließlich England.
Was braucht es Ihrer Meinung nach, um ein guter Sommelier zu sein?
Man muss verschiedene Dinge gut können, etwa Lebensmittel und Wein verkosten, aber auch über ein breites kulinarisches Wissen verfügen. Man muss zudem ein exzellenter Kellner sein, ein Team organisieren können und andere Sommeliers ausbilden und motivieren. Außerdem muss man ein Händchen für Finanzen haben und sowohl ein guter Einkäufer als auch ein guter Verkäufer – und das meine ich im besten Sinne des Wortes – sein. Man fungiert auch als Botschafter der Weinhersteller, aber am Wichtigsten ist natürlich, dass man gastfreundlich ist und die Kundschaft glücklich macht.
Wird der Beruf des Sommeliers unterschätzt bzw. zu wenig gewürdigt?
Vielleicht war das einmal so, aber heute ist das meiner Meinung nach nicht mehr der Fall; zumindest nicht in Ländern, in denen der Beruf des Sommeliers gut etabliert ist.
Wann und wo haben Sie Ihre Leidenschaft für Wein entdeckt?
Als ich in den 80er Jahren nach England kam, wurde ich sehr schnell damit beauftragt den Wein zu servieren, weil ich Franzose war. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und wurde dann schnell zu meiner Leidenschaft.
Wer ist Ihr großes Vorbild in der Welt der Weine und Sommeliers?
In der Welt des Weines ist das Jancis Robinson, weil sie so gewissenhaft und akkurat ist. Aber die Welt des Weines ist voller (unbekannter) Helden und ich habe viele Winzer kennengelernt, die ich bewundere und habe unter den Sommeliers viele Freunde, die mich inspiriert haben.
Wie gehen Sie vor, um den perfekten Wein (oder das perfekte Getränk) für ein Gericht auszuwählen?
Für mich gibt es verschiedene Wege, die zum Ziel führen. Manchmal kombiniere ich die Textur des Essens mit dem Körper des Weines. Manchmal auch die Aromen oder aber ich kombinieren die Regionen von Wein und Essen. Ich kann auch langsam gegartes Essen mit einem reiferen Wein abstimmen, oder etwas Gegrilltes mit einem jungen, frischen Wein servieren. Es gibt da noch viele andere Prinzipien. Alles in Allem bin ich da nicht zu streng, denn schlussendlich sollen es uns Spaß machen und darf nicht zu ernst genommen werden.
In welcher Weinregion würden Sie jedem einen Besuch empfehlen und warum?
Ich denke, dass Chablis einzigartig und magisch ist, aber ich schätze auch die Insel Madeira aus vielerlei Gründen und im Napa Valley gibt es vorzügliches Essen.
Um welchen Wein zu probieren würden Sie ein großes Opfer bringen?
Ich würde ein großes Opfer bringen, um den Chatêau Haut-Brion von 1989 noch einmal zu kosten. Er war einfach phänomenal, als ich ihn vor zwei Jahren das letzte Mal getrunken habe.
Was ist Ihre Lieblingserinnerung an Ihre Ausbildung?
Als ich für den Master of Wine lernen musste, wie man Essays schreibt. Das ist mir wirklich schwergefallen, aber ich bin froh, dass ich durchgehalten habe.
Ein kulinarisches Erlebnis, dass jeder einmal gemacht haben sollte – abgesehen von einem Essen in Ihrem Restaurant?
Urlaub in einer Weinregion zu machen. Ich kann mir einfach nichts Besseres vorstellen.