Torsten Junker fasst zusammen
Nach dem Viertelfinale war Schluss. Der deutsche Kandidat Torsten Junker verlässt die EM der Sommeliers in Wien als Zwanzigster. Er hatte sich mehr erhofft, trotzdem reist er nicht unzufrieden ab. Patrick Hemminger hat gefragt, warum.
Torsten, gab es einen Moment in dem Du gewusst hast, dass es nichts wird mit dem Halbfinale?
Ehrlich gesagt hatte ich dieses Gefühl nach der praktischen Prüfung, weil ich mit dem Servieren der Weißweine nicht fertig geworden bin. Danach habe ich aber erfahren, dass das eine der besten Leistungen war. Endgültig klar war es mir, als die Ergebnisse der Blindverkostung bekannt gegeben wurden. Dabei war mein erster Riecher richtig gewesen, ich habe meine Meinung dann aber nochmal geändert. Das waren wohl die entscheidenden Punkte.
Waren am Ende die Aufgaben zu schwer oder die Konkurrenz zu gut?
Ein Mix aus beidem. Die Aufgaben waren sehr anspruchsvoll mit vielen Fallen drin. Und es waren super Teilnehmer, einfach die absolute Champions League.
Du klingst aber nicht, als würdest Du gramgebeugt nach Hamburg zurückfliegen…
Ich gehe erhobenen Hauptes. Natürlich hätte das Ergebnis besser sein können, aber ich bin zufrieden. Immerhin bin ich auf Platz 20 gelandet bei der besten Konkurrenz, die Europa und damit fast die ganze Welt zu bieten hat.
Wie erklärst Du die Dominanz Osteuropas bei solchen Wettbewerben in den vergangenen Jahren?
Diese Wettbewerbe sind für die Verbände dieser Länder enorm wichtig. Die bereiten einen Kandidaten über Jahre darauf vor.
Was braucht es denn, damit wir nach Markus Del Monego 1998 mal wieder einen deutschen Europa- oder Weltmeister haben?
Die Sommelier-Union wird auch einen Kandidaten über einen längeren Zeitraum hinweg aufbauen müssen, dann haben wir in drei bis fünf Jahren auch wieder einen Teilnehmer ganz vorne mit dabei. Wenn man an mehreren internationalen Wettbewerben teilgenommen hat, dann weiß man, wo die Fallen sind, worauf die Jurys Wert legen.
Wärst Du gerne dieser Kandidat?
Ich traue mir mehr zu und bin bereit für diese Herausforderung. Ich möchte nochmal betonen, dass die Unterstützung durch den Verband sehr gut war und Peer F. Holm und Frank Kämmer mich hervorragend trainiert haben.
Was hast Du bei dieser EM gelernt?
Ruhig zu bleiben. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Und dass ich an meiner mentalen Vorbereitung noch arbeiten muss. Ich hatte eine hohe Startnummer und habe dreieinhalb Stunden auf meine praktische Prüfung gewartet. Ich muss lernen, wie ich da die Spannung hochhalten und fokussiert bleiben kann.
Was für internationale Entwicklungen hast Du beobachtet?
Ich war absolut begeistert davon, was sich in Großbritannien tut, besonders bei den Schaumweinen. Das muss man auf dem Schirm haben. Wer weiß, wie lange man in Zeiten des Klimawandels in der Champagne noch Spitzenschaumweine machen kann? Außerdem muss man den Chinesen Tribut zollen. Die Qualität vor allem der Cabernet Sauvignons wird dort immer besser. In ein paar Jahren gehören die zur Weltspitze.
Aufzeichnung des Livestreams
Wer den Livestream vom Finalabend verpasst hat, kann die Aufzeichnung davon jederzeit ansehen: https://livestream.com/sportscube77/events/7374235/videos/156079860?origin=event_published&mixpanel_id=13f9a1358456bd-079acc7e1edc7e8-40652342-384000-13f9a1358463c7&acc_id=7051118&medium=email&t=1494342603124
Die Aufzeichnung hat eine Gesamtlänge von gut 6 ½ Stunden, aber man kann zwischendurch immer auch „vorspulen“.